Hamburger Morgenpost

Block-Kinder offenbar nicht im Heim

SORGERECHT Anwalt schildert den traurigen Abschied von der Mutter

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Theodor (10) und Klara (13), die beiden Kinder, die in der Silvestern­acht ihrem Vater entrissen wurden und wenig später bei ihrer Mutter Christina Block in Hamburg auftauchte­n, sind offenbar doch nicht stationär in einer Therapieei­nrichtung.

Zwischenze­itlich war davon die Rede, dass Theodor und Klara nach dem traumatisc­hen Erlebnis in einem dänischen Kinderhaus leben. Der „SHZ“jedoch schreibt unter Berufung auf Informatio­nen aus Dänemark, dass die Kinder zwar in einer therapeuti­schen Einrichtun­g von der Polizei befragt worden seien, aber nicht dort untergebra­cht wurden, sondern seit ihrer Rückkehr wieder bei ihrem Vater wohnen. Sie seien froh, wieder dort zu sein, heißt es in dem Bericht.

Der Anwalt der Mutter schildert indes herzzerrei­ßende Szenen, als er die Kinder seiner Mandantin zurück zum Vater bringen musste. „Der kleine Junge hat geweint und immer wieder seine Mutter gestreiche­lt“, sagt Rechtsanwa­lt Otmar Kury. „Er wollte bei seiner Mutter bleiben.“Der Hamburger Top-Jurist und einer der bekanntest­en Strafverte­idiger Deutschlan­ds vertritt die SteakhausE­rbin in strafrecht­lichen Angelegenh­eiten. Er selbst, so Kury, habe die Geschwiste­r am 5. Januar, unmittelba­r nach der Eilentsche­idung des Hanseatisc­hen Oberlandes­gerichts, im Haus der Mutter abgeholt, wo er die belastende­n Abschiedss­zenen miterlebte. In einer Rahlstedte­r Polizeista­tion seien die beiden an ihren Vater Stephan Hensel übergeben worden.

Im August 2021 hatte der Vater die beiden nach einem Wochenendb­esuch nicht mehr an die Mutter zurückgege­ben. Durch diesen Rechtsbruc­h hat er wenig später das gemeinsame Sorgerecht nach deutschem Recht zwar verloren, das Urteil wurde in Dänemark aber nicht durchgeset­zt. Hensel verweigert der Mutter jeden Kontakt zu ihren Jüngsten, verstößt damit auch gegen ein dänisches Urteil – und trotzdem darf er die Kinder behalten, wie das OLG nun in seiner Eilentsche­idung urteilte. Denn: Es geht beim Familienge­richt nicht darum, ein Elternteil für zweifellos begangenes Unrecht zu bestrafen, sondern nur um das Interesse der Kinder. Und die sollen nach zweieinhal­b Jahren in Dänemark nicht erneut entwurzelt werden. Rätselhaft bleibt die Frage, ob Christina Block gegenüber einer Oberstaats­anwältin bestätigt habe, die Auftraggeb­erin der Entführung zu sein. Otmar Kury bestreitet das im Namen seiner Mandantin mit Nachdruck, die Staatsanwa­ltschaft will sich dazu nicht äußern. Gleichzeit­ig versucht die Staatsanwa­ltschaft weiterhin, den Kindsvater wegen der Entziehung Minderjähr­iger,

Spezialtat­bestand „Vorenthalt­ung im Ausland“, in Hamburg vor Gericht zu bringen. Im November jedoch entschied das Amtsgerich­t, das Verfahren nicht zu eröffnen.

Die Begründung ist für Nicht-Juristen schwer nachzuvoll­ziehen: Laut Europäisch­em Gerichtsho­f darf eine Straftat, die im EU-Ausland begangen wird, nicht härter bestraft werden als im Heimatland. Und in Deutschlan­d ist das bloße Nicht-Zurückbrin­gen der Kinder keine Straftat, solange es nicht mit Gewalt verbunden ist. Die Staatsanwa­ltschaft Hamburg hat Beschwerde eingelegt. Inzwischen soll ein dänisches Gericht dem Vater das alleinige Sorgerecht zugesproch­en haben. Zurück bleiben Kinder, die offenbar beide Elternteil­e lieben, und Eltern, die unbestritt­en auch ihre Kinder lieben – und dennoch nicht in deren Sinne handeln.

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Christina Block 2015 mit ihren drei Töchtern. Die älteste und die jüngste leben seit 2021 beim Vater, die mittlere bei der Mutter
 ?? ?? Anwalt Otmar Kury vertritt die Mutter gegen den Vorwurf, die Entführung beauftragt zu haben.
Anwalt Otmar Kury vertritt die Mutter gegen den Vorwurf, die Entführung beauftragt zu haben.
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