Der Gipfel der Genüsse
Auch wenn noch unklar ist, wie es mit den Förderrenten à la Riester und Rürup weitergeht, die hohen staatlichen Zuschüsse sollten sich Vorsorgesparer nicht entgehen lassen – die besten Angebote
Die Bundesregierung ist schwer im Verzug: Sie schafft es gerade mal, ihr Rentenpaket II für die gesetzliche Rente mit Ach und Krach durchs Kabinett zu bringen. Der Gesetzgebungsweg ist aber selbst jetzt noch dornig. Weitaus länger braucht sie offensichtlich für das Pendant zur geförderten privaten Altersvorsorge. Eigentlich schon längst avisiert, war bis Redaktionsschluss immer noch nicht absehbar, wann mit einem konkreten Gesetzesentwurf zu rechnen ist.
Dabei hat das entsprechende Sachverständigengremium – die „Fokusgruppe private Altersvorsorge“– im Auftrag der Bundesregierung dazu bereits im Sommer 2023 Empfehlungen vorgelegt. Diese sehen vielfältige Änderungsvarianten vor, wie die Bundesbürger mit staatlicher Anschubfinanzierung besser zu animieren sind, selbst in ihre spätere Lebensstandardsicherung zu investieren. Dazu sind die Deutschen grundsätzlich ja auch bereit, wie die aktuelle Frühjahrsumfrage des Verbands der Privaten Bausparkassen zeigt: Erneut rangiert die Altersvorsorge unangefochten auf Platz eins der Sparmotive (57,2 Prozent), erst weit dahinter folgen mit Konsum und Wohneigentum (45,4 und 41,8 Prozent) weitere Motive.
Viele Vorschläge der Fokusgruppe werden aber nach wie vor kontrovers diskutiert. Im Zentrum der Kritik: Es wird angeregt, die verpflichtenden lebenslangen Zahlungen aufzuweichen und auch höhere Teilauszahlungen oder Auszahlpläne ohne Restverrentung zu ermöglichen. Vor allem die Versicherer stemmen sich dagegen. Aus guten Gründen: „Entnahmesparpläne bieten keinen ausreichenden Schutz. Sie werden bis zu einem bestimmten Alter, etwa 85 Jahre, berechnet und danach steht der Betroffene nackt da“, sagt Maximilian Happacher, Chef des DAV, einer Vereinigung der Versicherungsmathematiker. „Angesichts der Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Alter von über 85 oder gar 90 Jahren zu erreichen, glücklicherweise sehr hoch ist, endet ein solcher Plan in vielen Fällen deutlich zu früh. Man muss über das 85. Lebensjahr hinaus
denken und seine gesamte potenzielle Lebenszeit absichern. Das gilt insbesondere für staatlich geförderte Altersvorsorge, deren Ziel es ja gerade ist, Altersarmut zu verhindern.“
Es lohnt sich. Andere Vorschläge der Experten finden dagegen Zustimmung, etwa die zur Vereinfachung der Förderregeln. Die Kritik an den bestehenden Regeln ist durchaus berechtigt. Aber Vorsorgesparer sollten sich eines stets vor Augen halten: Entscheidend ist, was aus dem selbst investierten Geld später als Rente hinten rauskommt. Und da sorgen die geschenkten Fördermittel in aller Regel für eine sehr gute Rendite auf das selbst eingesetzte Kapital. Denn die Zuschüsse können sich sehen lassen: Sowohl für Riester als auch für Rürup greift der Staat tief in die eigene Kasse.
So werden die Riester-Renten doppelt gefördert, damit es sich für alle lohnt (s. Tabelle rechts oben). Zum sicheren Gewinnbringer wird das Modell, weil der Erhalt der Beiträge zu 100 Prozent garantiert ist – inklusive der vom Staat eingezahlten direkten Zulagen (nicht aber der ergänzenden Steuervorteile). Förderberechtigt sind vor allem rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Beamte sowie mittelbar auch deren jeweilige Ehegatten. Es muss aber stets der volle Mindesteigenbeitrag in den Vertrag fließen – wenigstens 60 Euro im Jahr –, sonst werden die Zulagen anteilig gekürzt. Die späteren lebenslangen Rentenzahlungen beginnen frühestens mit 62 Jahren, maximal 30 Prozent der angesparten Summe dürfen zu Rentenbeginn einmalig entnommen werden. Die Auszahlungen sind dann mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Damit der Kunde sicher sein kann, dass die Riester-Policen auch alle erforderlichen gesetzlichen Regeln erfüllen, werden sie staatlich zertifiziert und zugleich in verbindliche Chance-Risiko-Klassen eingeteilt (s. Kasten S. 6 oben).
Letzteres gilt genauso für die Rürup-Rente. Sie ist grundsätzlich der gesetzlichen Rente nachgebildet. So können Rürup-Sparer dieses Jahr Beiträge bis zur Höhe von 27 566 Euro als Sonderausgaben von der Steuer absetzen (s. Tabelle rechts). Zwar dürfen nur Selbstständige und Freiberufler, die nicht in ein berufsständisches Versorgungswerk einzahlen, die volle Summe dem Fiskus in Rechnung stellen. Bei allen anderen vermindert sich der absetzbare Betrag um bereits anderweitig steuerlich relevante Vorsorgebeiträge. Die asymmetrischen Besteuerungsregeln gewähren älteren Sparern einen Zusatzkick, die flexiblen Einzahlungsmodalitäten sind ideal auch für Sparer mit schwankenden Einkünften und die Förderhöchstsumme steigt in der Regel jährlich an. Analog der gesetzlichen Rente dürfen die Policen aber nicht übertragen, beliehen, vererbt oder veräußert werden. Immerhin sind aber die eigene Arbeitskraftabsicherung sowie ein Hinterbliebenenschutz integrierbar. Außerdem sind sie nicht kapitalisierbar, sind also zwingend als lebenslange Renten auszuzahlen.
Damit sich für Versicherte aber nicht nur die Investition in das Konzept der Förderrenten lohnt, sondern auch die individuell gewählte Police möglichst fair und je nach Risikoprofil chancenreich gestaltet ist, hat FOCUS MONEY mit den Experten des Analysehauses Franke und Bornberg wieder die besten Riester- und Rürup-Policen ermittelt (s. folgende Seiten). Und keine Sorge: Ungeachtet möglicher gesetzlicher Änderungen laufen bestehende Verträge weiter – oder können eventuell sogar von künftigen Verbesserungen profitieren.