Bares für Rares
Fragt der Sohn, von wem eigentlich die alte Gitarre sei. Antwortet der Vater: „Ach, die gehörte dem John.“So ungefähr muss es sich zugetragen haben, als ein namentlich unbekannter Mann auf einem Dachboden in der nicht näher bestimmten englischen Provinz die zwölfsaitige Hootenanny, eine Akustikgitarre aus dem Hause des ehemaligen Erlanger Musikinstrumentherstellers Framus, entdeckte. Auf der hatte John Lennon einst in dem fabelhaften Beatles-Film „Hi-Hi-Hilfe!“den Titel „You’ve Got To Hide Your Love Away“geklampft, sie soll auch bei den Aufnahmen zu den Beatles-Alben „Help!“und „Rubber Soul“zum Einsatz gekommen sein. Musikhistorisch ist sie also von höchstem Rang, was es umso beunruhigender macht, dass sie beinah verloren gegangen wäre.
Denn Mitte der Sechziger muss Lennon die Gitarre einem gewissen Gordon Waller gegeben haben, der einen Hälfte des weithin vergessenen Duos Peter & Gordon, die einige Beatles Songs im Programm hatten. Paul McCartney hatte wohl auch ein Verhältnis mit der Schwester von Peter Asher, der anderen Hälfte des Duos. Peter & Gordon waren also Vertrauenspersonen, wenn man so will. Doch Waller reichte die Gitarre an seinen Tourmanager weiter, der sie dann auf dem Dachboden verstaute, wo sie über 50 Jahre herumlag und
Staub ansetzte.
Man darf davon ausgehen, dass Lennon dem Instrument wenig Wert beimaß, jedenfalls ist nicht bekannt, dass er bis zu seinem Tod 1980 nach ihr suchte. Jetzt wurde sie vom Auktionshaus Julien’s für beinah drei Millionen Dollar versteigert, was nicht zuletzt für die Erfindung von Dachböden spricht – wo sonst kann man Dinge so lange lagern, die man nicht braucht?
Selbstverständlich wurde das Instrument vor der Auktion gründlich überholt und soll heute wieder exakt so klingen wie vor 60 Jahren. Bei Julien’s hatte man mit einem Erlös zwischen 600 000 und 800 000 Dollar gerechnet, aber dann wurde es doch ein wenig mehr, und zwar so viel, dass sie den Auktionserlös einer anderen Lennon-Gitarre in den Schatten stellte: 2015 wurde seine 1962 J-160E Akustikgitarre von Gibson für 2,4 Millionen Dollar versteigert. Auf der hatte er etwa „Love Me Do“gespielt, bis sie 1963 verschwand. Denkt man dazu an McCartneys HöfnerBass und George Harrisons „Lucy“von Les Paul, war das Verhältnis der Beatles zu ihren Instrumenten eher nachlässiger Natur. Dass Ringo Starr je sein Schlagzeug verlor, ist indes nicht überliefert.