Die Welt

Ehemalige Bundestrai­nerin auf Jobsuche

Voss-Tecklenbur­g kann sich Job als Beraterin vorstellen

-

Die ehemalige Fußball-Bundestrai­nerin der Frauen, Martina Voss-Tecklenbur­g, schließt bei ihrer Jobsuche ein Engagement außerhalb Deutschlan­ds aus privaten Gründen derzeit aus. Sie habe in jüngster Zeit drei Angebote abgelehnt, „weil ich nicht ins Ausland gehen möchte. Das passt nicht in meine aktuelle Lebenssitu­ation. Ich genieße die Zeit mit der Familie. Die kam in den letzten 40 Jahren zu kurz“, sagte die 56-Jährige in einem Interview der Schweizer Zeitung „Blick“, bei dem sie ihre Tränen nicht zurückhalt­en konnte, als sie über eine schwere Phase in ihrem Leben erzählt.

Ihre Krankheit, die im vergangene­n November zum Aus als Trainerin der Nationalma­nnschaft führte, habe sie bei ihrer Zukunftspl­anung stark geprägt. Sie habe gemerkt, „dass ich gewisse Dinge nicht mehr will. Vor zehn Jahren hätte ich wohl alles unterschri­eben. Hauptsache, ich kann wieder Trainerin sein“, berichtete Voss-Tecklenbur­g.

Eine Rückkehr auf die Trainerban­k will sie zwar nicht ausschließ­en, zwingend sei diese aber nicht: „Ich muss nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Aktuell beschäftig­en mich Fragen, die mir mit Mitte 40 nicht einmal in den Sinn gekommen wären. Wie viel Erwartungs­druck, Ergebnisdr­uck und mentalen Druck möchte ich noch in meinem Leben? Dank meiner jahrzehnte­langen Erfahrung kann ich mir auch einen Job als Beraterin vorstellen.“Gut ein Jahr nach ihrem Zusammenbr­uch im Anschluss an die verpatzte WM in Australien verspürt die ehemalige Bundestrai­nerin, die den Posten fünf Jahre innehatte und die DFB-Frauen 2022 zu EMSilber geführt hatte, wieder die nötige Energie. „Die Lebensfreu­de ist zurück“, sagte sie. Das sei im Sommer 2023 ganz anders gewesen. „Ich habe nur noch geweint, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und keine Frage beantworte­n. Ich war leer. Es war nichts mehr da, es war nichts mehr in mir drin“, berichtete die 125-malige Nationalsp­ielerin. „Ich hatte Panikattac­ken.“Mit ihrer Geschichte wolle sie „die Menschen dafür sensibilis­ieren, dass eine mentale Erkrankung genauso zu bewerten ist wie eine körperlich­e Erkrankung. Eine Zeit lang wurde das so als Modekrankh­eit abgetan. Es wurde gar nicht ernst genommen oder so nach dem Motto: Sie ist einfach nicht belastbar“, sagte VossTeckle­nburg.

Bitter auch: Anfang des Jahres ging der Baufirma ihres Mannes Hermann Tecklenbur­g das Geld aus. Das Amtsgerich­t Kleve eröffnete ein Insolvenzv­erfahren. Nach einem Bericht der „Bild“ist seine Frau mit 5,25 Prozent an der Firma beteiligt. „Das Ganze brach wie eine riesige Tsunami-Welle über uns hinein. Das Leben stellte uns vor eine weitere riesige Herausford­erung und das zur Unzeit. Ich musste und wollte für meinen Mann da sein. Obwohl ich im Januar und Februar noch nicht bei hundert Prozent war“, sagte sie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany