Samsung Galaxy A55
Der massive Aluminiumrahmen macht dieses Mittelklasse-Smartphone zu einem echten Hingucker. Überzeugen auch die inneren Werte?
Das Samsung Galaxy A55 ist für 479 Euro mit 8/128 GByte oder für 529 Euro mit 8/256 GByte erhältlich – in Samsungs Webshop wohlgemerkt, die Straßenpreise liegen schon jetzt zum Teil deutlich darunter. Für diesen Test hat uns Samsung die 128GBVariante zur Verfügung gestellt. Für einen ähnlichen Preis (475 Euro) bekommt man das kompakte 2022/2023erTopmodell von Google, das Pixel 7, dessen Display mit 6,3 Zoll allerdings viel kleiner ist (419 Punkte im connectTest).
Wer noch etwas mehr drauflegt (520 Euro), trägt das Samsung Galaxy S23 FE in der Tasche, das mit einem leistungsfähigeren Prozessor und einem besseren Kamerasystem ausgestattet ist (414 Punkte im connectTest). Auch die Angebote von Xiaomi sind einen Blick wert: Das 13T gibt es für 500 Euro (430 Punkte im connectTest), das Poco F5 Pro für 520 Euro.
Design: Aluminium in Massivbauweise
Das herausstechende Merkmal des 6,6Zöllers ist der auf Hochglanz gebürstete, 8 Millimeter breite Aluminiumrahmen, der die Gehäuseseiten vollständig ausfüllt. Er vermittelt hohe Stabilität und fühlt sich sehr hochwertig an. Das ist ein großer Unterschied zum günstigeren Schwestermodell Galaxy A35 (Seite 16), für das Samsung Kunststoff statt Metall verwendet.
Die ausgeprägten Kanten sind allerdings wenig ergonomisch, in einigen Testberichten wird kritisiert, dass das A55 zu scharfkantig sei. Wir empfinden die Kanten zwar als ausgeprägt, aber nicht als störend und wollen das nicht überbewerten. Man sollte das Phone vor dem Kauf aber auf jeden Fall ausprobieren – es liegt anders in der Hand als vergleichbare Geräte.
In Verbindung mit der Glasrückseite und der exzellenten Verarbeitung macht das Galaxy A55 haptisch alles richtig, die Anfassqualität hat OberklassenNiveau. Dazu passt auch die IP67Zertifizierung, die das Phone begrenzt wasserfest macht. Auf den Boden der Tatsachen zurück holt aber der breite schwarze Rahmen um das Display, der noch dazu unsymmetrisch ist. Das sieht altbacken aus und passt nicht zum Preis, andere Hersteller bauen enger an die Kante.
Display ohne Wow-Effekt
Das Display ist von 6,4 Zoll beim Vorgänger Galaxy A54 beim Galaxy A55 auf 6,6 Zoll gewachsen.
Nach Angaben von Samsung ist das in dieser Preisklasse die beliebteste Größe. Die Größe, die Auflösung sowie die Bildwiederholrate von 120 Hertz sind die gleichen wie beim Schwestermodell Galaxy A35, und unsere Labormessungen lassen darauf schließen, dass in beiden Modellen identische Panels stecken.
Leuchtkraft, Kontrastausbeute und die Blickwinkelstabilität sind fast völlig mit dem A35 identisch. Das bedeutet: Mehr als Durchschnitt bekommt man hier nicht. Der Boost kann dagegen vollauf überzeugen, in der Sonne dreht das A55 fast so stark auf wie ein TopSmartphone. Auch im Freien kann man die Displayinhalte noch gut erkennen.
Unter dem Display setzt Samsung wieder verstärkt auf die eigenen Fertigungskapazitäten.
Denn wie das A35 wird auch das A55 von Samsungs Prozessorsparte ausgerüstet: Der Exynos 1480 ist ein moderner MittelklasseProzessor, der wie die Topserie Exynos 2400 (Galaxy S24 und S24+) mit 4NanometerStrukturbreite gefertigt wird.
Die Performance hat aber nicht viel mit der SSerie gemeinsam. Gegenüber dem 1380er fallen die Steigerungen nur moderat aus, für unseren Geschmack ist das zu wenig in dieser Preisklasse. Für das Galaxy A55 spricht jedoch, dass das System sehr gut auf die Hardware abgestimmt ist, die Benutzeroberfläche reagiert schnell auf Eingaben, da ruckelt nichts. Bei anspruchsvollen Games ist aber der Leistungsunterschied zum Premiumsegment sowie zu MittelklasseSmartphones wie Xiaomis 13T (MediaTek Dimensity 8200 Ultra) spürbar.
Klassentypische Connectivity
Die Connectivity liefert ebenfalls keine positiven Überraschungen, bis auf eine: Das A55 unterstützt eSIM und hat Einschübe für zwei NanoSIMKarten. Wer zwei SIMKarten nutzt, hat also die maximale Wahlfreiheit. Davon abgesehen, erfüllt es mit WiFi 6, Bluetooth 5.3 und USBC mit 2.0Standard die grundlegenden Anforderungen in dieser Preisklasse. Qualcomm AptX ist dabei, jedoch ohne HD, hochauflösender BluetoothSound wird via LDAC und SSC übertragen.
Der WiFiEmpfang ist wie beim A34 relativ langsam. Unser Testlab bescheinigt den WiFiAntennen einen mäßigen Empfang mit 527 Mbit/s im gemittelten Download, mit zunehmender Entfernung zum Router sackt der Durchsatz auf 147 Mbit/s ab.
Kamerasystem: kaum Unterschiede zum A35
Eine Hauptkamera mit 50 Megapixeln bildet sowohl im A55 als auch im A35 das Herzstück des Kamerasystems, die Brennweiten sind bei beiden Phones optisch stabilisiert. Flankiert werden sie von einem Ultraweitwinkel und einem MakroObjektiv.
Das Ultraweitwinkelmodul des A55 kommt aus einer höheren Güteklasse, wenn man die technischen Eckdaten betrachtet: Es handelt sich um einen 12MegapixelSensor, beim A35 sind 8 Megapixel das Maximum. Wie unsere Messungen allerdings zeigen, kann das A55 die höhere Auflösung nicht in bessere Bildqualität ummünzen, im Gegenteil. Das ist eine kleine Überraschung und vor allem eine Enttäuschung, denn auf diesem Preisniveau ist das zu wenig.
Wenn man einmal vom Hauptsensor absieht, der beim A55 einen Tick besser ist, unterscheiden sich die Kamerasysteme nicht – wegen der Kamera muss man sich das A55 also nicht kaufen. Das A35 kostet 100 Euro weniger und liefert praktisch die gleiche Bildqualität.
5 Jahre Updates: Software macht den Unterschied
So langsam wird deutlich, dass Samsung technisch nur wenige Kaufargumente bietet, die Konkurrenz aus China liefert mehr (Kamera) fürs Geld. Aber mit ihrer Software sind die Koreaner meilenweit voraus. Auf dem A55 läuft Samsungs Benutzeroberfläche One UI 6.1 auf Basis von Android 14. Sie erweitert nicht nur das GoogleSystem um sinnvolle Extras, sondern integriert auch eine Vielzahl von Samsungeigenen Diensten: Es gibt einen eigenen Bezahldienst (Samsung Pay), eine umfangreiche GesundheitsApp (Samsung Health), und natürlich sind SamsungTV und Kühlschrank bequem per Smartphone erreichbar (Smart Things).
Aber das entscheidende Alleinstellungsmerkmal ist der lange
Software-Support: Das Galaxy A55 bekommt „4+5“, also vier neue Android-Generationen und fünf Jahre lang Sicherheitsupdates. Mehr geht in dieser Preisklasse kaum.
Funkeigenschaften und Akustik
Zu den Mobilfunkeigenschaften können wir nur begrenzte Aussagen treffen, da es uns im Testlab trotz vieler Versuche nicht gelang, 5G über alle Bänder zu messen. Immerhin konnten wir Daten für das in Deutschland wichtige 5GBand n78 (3,5 GHz) gewinnen. Hier liefert das A55 die hohe Sendeleistung von 17,7 dBm. Das Top-Niveau des Schwestermodells A35 (20,2 dBm) erreicht es allerdings nicht.
Im LTE-Netz hat das A55 dagegen die Nase vorn, weil seine Antennen bei 800 MHz besser eingestellt sind, hier wird eine höhere Sendeleistung erzielt. In Summe sind die Funkeigenschaften, sofern wir sie messen konnten, auf einem guten Niveau.
An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Um trotz fehlender 5GMessergebnisse eine aussagekräftige connect-Bewertung mit Punktezahl zu erhalten, haben wir die fehlenden Werte gemittelt – das ist keine wirklich zufriedenstellende Vorgehensweise, aber es ist besser, als am Ende keine Gesamtpunktzahl und keine Gesamtnote zu haben.
Die Akustik ist gleichauf mit dem A35, das bedeutet: Das A55 bietet eine gut abgestimmte Geräuschunterdrückung und eine gute Sprachqualität, die in Senderichtung sogar sehr gut ist.
Akkulaufzeit wieder Spitzenklasse
Auch die Laufzeit enttäuscht nicht, die A-Serie ist ja mittlerweile bekannt für eine Top-Ausdauer. Und das A55 knackt wieder die 15-Stunden-Marke: Mit 15:34 Stunden in unserem genormten Laufzeittest wird sogar die exzellente Ausdauer des A35 übertroffen. Mit solchen Laufzeiten sind bei moderater Nutzung auch mal zwei Tage ohne Steckdose möglich – mehr kann man nicht erwarten, da bleiben keine Wünsche offen.
Beim Aufladen kann Samsung dagegen nicht überzeugen. Der Hersteller liefert kein Netzteil mit, und der maximale Ladedurchsatz ist auf 25 Watt beschränkt. Es dauert eine halbe Stunde, bis der Akku wieder bei 50 Prozent steht, und beinah eineinhalb Stunden, bis das Phone wieder komplett aufgeladen ist. Kabelloses Aufladen wird nicht unterstützt.
Fazit
Das Samsung Galaxy A55 ist ein solides Mittelklasse-Smartphone, das mit seinem massiven Aluminiumrahmen haptisch ein Ausrufezeichen setzt. Auch bei der Software trumpft Samsung auf, denn Apps und Dienste und der lange Software-Support ragen in dieser Preisklasse heraus. Ein Überflieger ist dieses Smartphone jedoch nicht geworden, dafür hat vor allem das Kamerasystem zu wenig zu bieten.
Das Galaxy A35 kostet 379 (6/128 GByte) beziehungsweise 449 Euro (8/256 GByte). In diesem Segment tummeln sich viele attraktive Modelle, die zum Teil besser ausgestattet sind. So muss Samsung gewichtige Argumente haben, um das Galaxy A35 an Mann oder Frau zu bringen.
Und Samsung liefert in Form von frischer Software. Wie das Schwestermodell A55 wird das A35 mit Android 14 verkauft und soll obendrein die folgenden vier Android-Versionen per Update erhalten. Mit Samsungs Versprechen „4+5“(4 neue AndroidVersionen + 5 Jahre Sicherheitspatches) kann keiner der Konkurrenten mithalten, selbst Google nicht. Das Pixel 7a wird noch Android 16 bekommen, dann ist Schluss. Dazu gesellt sich mit One UI eine vielseitige Benutzeroberfläche, die so viele Extras und Dienste in das Smartphone integriert, wie es sonst nur Apple schafft. Dabei ist das System aber bei Weitem nicht so zugenagelt wie bei den Phones aus Cupertino – das offene Android-Ökosystem steht dem zum Glück entgegen.
Extragroß und ganz viel Kunststoff
Für einen 6,6-Zöller ist das Galaxy A35 recht groß, was an dem breiten schwarzen Rand liegt, der das Display einrahmt und der obendrein unten breiter ist als an den anderen Seiten. Das wirkt etwas oldschool. Schön: Die Rückseite besteht aus Glas und ist damit kratzfest. Trotzdem fühlt sich das Phone für unseren Geschmack zu kunststofflastig an, was vor allem am breiten Rahmen liegt, der im Bereich der Tasten rechts leicht abgesetzt ist.Die Verarbeitung ist dagegen Samsungtypisch spitze, das Gehäuse verwindungssteif und stabil. Dazu passt, dass das A35 wasserfest nach IP67 ist, was in dieser Preisklasse nach wie vor mehr die Ausnahme als die Regel ist.
Die Auflösung des 6,6 Zoll großen OLED-Display ist mit 2340 x 1080 Pixeln klassentypisch. Endlich hat Samsung die Frontkamera dezent punktförmig ins Display integriert – beim Vorgänger A34 zieht sich eine unschöne Beule vom Rahmen ins
Sichtfeld. Die Bildwiederholrate regelt dynamisch bis 120 Hertz hoch, was für ein butterweiches Scrolling sorgt. In unseren Messungen kann das Display dagegen nicht überzeugen, denn Leuchtkraft, Kontrastausbeute und die Blickwinkelstabilität sind niedriger als beim Vorgänger. Anders formuliert: Mehr als Durchschnitt bekommt man hier nicht. Der Boost macht es besser, das A35 dreht fast so stark auf wie ein Top-Smartphone. Das bedeutet: Auch im Freien kann man den Displayinhalt noch gut sehen.
Systemperformance: Der Prozessor ist keine Rakete
Das Galaxy A35 läuft mit dem Exynos 1380, der im vergangenen Jahr das Galaxy A54 befeuert hat. Performance und Ausstattung des 1380ers lassen sich gut mit Qualcomms Snapdragon 7 Gen 1 vergleichen, was auf diesem Preisniveau wenig ist. Entsprechend mäßig schneidet das A35 in Benchmarks ab, seine Grafikleistung ist sogar unterdurchschnittlich. Viel wichtiger ist aber, dass Samsung das Beste aus den dürftigen Leistungsreserven herausholt und das System gut abgestimmt hat. Im Alltag reagiert das Phone flüssig.
Auch die Connectivity reißt keine Bäume aus, mit Wi-Fi 6, Bluetooth 5.1 und USB-C 2.0 erfüllt Samsung die Basisanforderungen
in dieser Preisklasse. Mit LDAC und SSC werden auch hochauflösende BluetoothCodecs unterstützt. In Wi-FiNetzen ist man relativ langsam unterwegs. Das Testlab bescheinigt den Wi-Fi-Antennen einen mäßigen Empfang mit 525 Mbit/s im gemittelten Download, mit zunehmender Entfernung zum Router sinkt der Durchsatz auf 160 Mbit/s.
Überm Durchschnitt liegt Samsung dagegen bei der SIM-Unterstützung, denn die Kombination aus zwei Nano-SIM-Steckplätzen und eSIM lässt die volle Wahlfreiheit. Der Sound aus den StereoSpeakern entwickelt eine relativ hohe Lautstärke. Gegenüber dem A34 hat Samsung den Bassbereich gesteigert – für die Preisklasse ist der Stereosound sehr gut.
Kamerasystem mit zwei Brennweiten
Eine optisch stabilisierte Hauptkamera mit 50 Megapixeln ist das Herzstück des Kamerasystems. Flankiert wird sie von einem Makro- sowie einem Ultraweitwinkelobjektiv. Dass man von Letzterem nicht viel erwarten sollte, davon zeugt bereits die niedrige Auflösung von 8 Megapixeln. Und in der Tat, die Ergebnisse aus unserem Testlab sind ernüchternd: Bei wenig Licht sollte man diese Brennweite besser nicht nutzen, selbst unter optimalen Bedingungen bleibt die Qualität bescheiden. Der Vergleich mit dem Google Pixel 7a, das in der Preisklasse um 400 Euro das beste Kamerasystem hat, zeigt, wie groß der Abstand von Samsung ist.
Immerhin liefert die Hauptkamera eine sehr gute Fotoqualität stabil in allen Lichtsituationen. Dass hier aber noch viel mehr geht, zeigt wieder der Vergleich mit Google. Samsung liefert in diesem Bereich zu wenig, das macht auch die Gegenüberstellung der Modellgenerationen deutlich: Im direkten Vergleich mit dem Galaxy A34 ist eine Weiterentwicklung nur mit gutem Willen erkennbar.
Wie unsere Messungen zeigen, hat Samsung die Mobilfunkantennen gut eingestellt. Mit dem Galaxy A35 hat man guten bis sehr guten Empfang, wobei die Performance im 5G-Netz noch einmal deutlich besser ist als im LTE-Netz. Im Prinzip erreicht das A35 ein ähnliches Niveau wie das A34. Das gilt auch für die Akustik, bei der die Geräuschunterdrückung positiv auffällt, die Nebengeräusche sehr gut filtert. Ebenfalls auffällig: Die eigene Stimme wird beim Telefonieren in sehr guter Qualität übertragen.
Akkulaufzeit absolute Spitzenklasse
Auch bei der Laufzeit macht Samsung einfach da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat: Mit knapp über 15 Stunden wird die exzellente Ausdauer des A34 (14:33 Stunden) noch einmal übertroffen – da bleiben keine Wünsche offen, zur Not schafft man auch mal zwei Tage ohne Steckdose – und zwar selbst dann, wenn die adaptive Bildfrequenz bis 120 Hertz aktiviert ist.
Beim Aufladen hinkt Samsung der Konkurrenz dagegen hinterher. Zum einen, weil kein Netzteil
mitgeliefert wird, zum anderen, weil der maximale Ladedurchsatz mit 25 Watt nicht besonders hoch ist. Es dauert eine halbe Stunde, bis der Akku wieder bei 50 Prozent steht und fast anderthalb Stunden, bis die 100 Prozent erreicht sind. Kabelloses Aufladen wird nicht unterstützt.
Fazit: Stärken bei der Software
Mit dem Galaxy A35 liefert Samsung ein grundsolides MittelklasseSmartphone, das vor allem mit der Software überzeugt: Die Benutzeroberfläche One UI kommt mit zahlreichen Extras und der optimalen Einbettung in das SamsungÖkosystem, der UpdateZeitraum von fünf Jahren ist in dieser Preisklasse einmalig. Die Hardware kann da nicht mithalten: Zwar ist das Phone top verarbeitet und wasserfest, fühlt sich aber zu kunststofflastig an. Technisch bietet die Konkurrenz in puncto Prozessor und bei der Kamera mehr fürs Geld.