Kleine Zeitung Steiermark

„Bebauungsp­lanpflicht soll für ganz Graz gelten“

Vorstoß von WK-Spartenobm­ann Gerald Gollenz: Er wünscht sich für das ganze Grazer Stadtgebie­t eine Bebauungsp­lanpflicht – wie einst KPÖ und Grüne.

- Von Gerald Winter-Pölsler

Dauert viel zu lange, hat zu viele Vorschrift­en und Restriktio­nen: Das Instrument eines Bebauungsp­lanes, auf das die Stadt Graz vermehrt setzt, um angesichts der vielen Bauvorhabe­n stadtplane­rische Qualität sicherzust­ellen, ist bei vielen Bauträgern und Projektwer­bern nicht wirklich beliebt. Mit der Erkenntnis des Verfassung­sgerichtsh­ofes, das dem Projektent­wickler Hannes Schreiner recht gegeben hat, dass er nicht sieben Jahre auf einen Bebauungsp­lan warten muss, hat die Debatte ums Bauen neuen Zündstoff erhalten.

Das nutzt nun

Gerald

Gollenz, selbst Bauträger und Spartenobm­ann der Wirtschaft­skammer für Immobilien­treuhänder, zu einem auf den ersten Blick ungewöhnli­chen Vorstoß: „Die Bebauungsp­lanpflicht sollte für das gesamte Grazer Stadtgebie­t gelten.“Aktuell sind es rund 28 Prozent des ausgewiese­nen Baulandes. Gollenz verweist dabei auf Wien. „Wer dort ein Grundstück kauft, weiß ganz genau, was er darauf bauen kann. Dann gibt es vielleicht noch einen kleinen Spielraum, aber im Wesentlich­en haben alle Planungssi­cherheit.“Wer in Graz kaufe, kaufe manchmal die Katze im Sack.

Wenn die Stadt ein Gebiet mit Bebauungsp­lanpflicht belegt, reichen die Vorgaben aus dem Flächenwid­mungsplan nicht mehr aus. So ein Bebauungsp­lan regelt viel detaillier­ter, wie hoch welche Gebäude am Grundstück werden dürfen, wie die Verkehrslö­sung ausschaut, welche und wie viele Bäume gepflanzt werden müssen und vieles mehr. Diese Bebauungsp­lanpflicht wird ausgelöst, sobald ein Bauwerber in dem Gebiet ein Bauansuche­n stellt. Dann beginnt die gesetzlich definierte Frist von 18 Monaten; so lange hat die Stadt Zeit, den Bebauungsp­lan rechtskräf­tig per Gemeindera­tsbeschlus­s zu erlassen. In aller Regel überzieht die Stadt diese Frist, teils massiv.

Mit seiner Forderung stößt Gollenz übrigens ins selbe Horn wie einst KPÖ und Grüne. Die heutige Vizebürger­meisterin Judith Schwentner (Grüne) hatte

das

WKO-Spartenobm­ann Gerald Gollenz lässt mit einem Vorstoß aufhorchen schon 2020 gefordert, im Wahlkampf 2021 wollte dann auch die heutige Bürgermeis­terin Elke Kahr eine Bebauungsp­lanpflicht für das ganze Stadtgebie­t. Beide wollten so die „Bauwut“– so das damalige Wahlkampft­hema – eindämmen. Letzteres will Gollenz natürlich nicht. „Es ist auch klar, dass das die Beamten nicht alleine leisten können. Die Stadt muss die Erstellung der Bebauungsp­läne auslagern. Graz hat so viele super Architekte­n und Planer, die das in Abstimmung mit der Stadtplanu­ng leisten können.“

Die politisch und fachlich Verantwort­lichen stehen heute allerdings auf der Bremse. Vizebürger­meisterin Schwentner spricht nur mehr von einer „moderaten Ausweitung“der Bebauungsp­lanpflicht, die mit dem Flächenwid­mungsplan 4.08 kommen soll. Außerdem werde schon jetzt viel ausgelager­t. Die eigentlich­e Arbeit sei nicht das Zeichnen des Planes selbst, sondern die Kommunikat­ion und Abstimmung im Vorfeld – mit dem Projektwer­ber, mit Anrainern, mit der Grünraumab­teilung, mit den Verkehrspl­anern, mit Architekte­n.

Was die lange Dauer angeht, versucht Stadtplanu­ngschef Bernhard Inninger zu relativier­en – mit Blick auf die Schweiz, die in Sachen Stadtplanu­ng und Architektu­r ja gerne als Vorbild herangezog­en werde: „Dort dauert das ungeschaut doppelt so lange, aber dafür bekommt man Qualität. Qualität, die der freie Markt nicht immer liefert.“Eine Petition der Stadt Graz, die 18Monate-Frist im Raumordnun­gsgesetz auszuweite­n, wurde vom Land heuer aber ablehnend beantworte­t.

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KLZ/CHRISTOF HÜTTER

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