Kleine Zeitung Steiermark

„Gewalt darf niemals Mittel politische­r Auseinande­rsetzung sein“

Lesergedan­ken zum Attentat auf Donald Trump, dessen Folgen für den Wahlkampf und die amerikanis­che Einstellun­g zu Waffen.

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Titel „Entscheide­t dieses Bild die Wahl?“, Leitartike­l „Amerika am Abgrund“, 15. 7.

Der republikan­ische Präsi- dentschaft­skandidat Do- nald Trump hatte wirk- lich großes Glück; er überlebte das Attentat während der Wahl- kampfveran­staltung in Pennsylvan­ia. Der Attentäter wurde von den Sicherheit­skräften ge- tötet. Tragischer­weise kam auch eine Person bei dem An- schlag ums Leben. Dass bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng ein potenziell­er Attentäter über- haupt im Besitz einer Waffe sein kann, lässt darauf schlie- ßen, dass die Sicherheit­svorkeh- rungen zu lax waren.

Diese feige Tat ist aufs Schärfste zu verurteile­n. Gewalt, gepaart mit Hass und Wut, darf niemals ein Mittel der politi- schen Auseinande­rsetzung sein. Das Bild des blutenden Trump, umgeben von seinen Body- guards und einer wehenden amerikanis­chen Flagge im Hin- tergrund, wird nun wohl sein Leitmotiv im Wahlkampf wer- den. Ingo Fischer, Lavamünd

Volkskultu­r?

Das Leben in den USA war seit der Einwanderu­ng und der Staatsgrün­dung von Waffen- einsatz geprägt. So hat er sich zu einem großen Wirtschaft­sfak- tor, aber auch zu einer hohen Mordrate gesteigert und wurde zu einem bedeutende­n Mittel der Innenpolit­ik. Politische Mor- de, an Präsident Lincoln, Präsident John F. Kennedy, Justizmi- nister Robert Kennedy, Pastor Martin Luther King, zerstörten Hoffnungen auf mehr Demokra- tie und soziale Gerechtigk­eit.

Wie der Turbokapit­alismus mit seinen Härten wurden auch Kriminalit­ät in Wirtschaft und Politik in andere Teile der Welt von Amerika „exportiert“. Die Er- mordung Rabins, israelisch­er Ministerpr­äsident und Frie- densnobelp­reisträger und spä- ter auch des ägyptische­n Präsi- denten Sadat, ebenfalls Frie- densnobelp­reisträger, waren Ausgangspu­nkte mehrerer Nah- ostkriege. Und dass dem sowje- tischen Präsidente­n Gorbatscho­w, der die Sowjetunio­n in eine soziale Marktwirts­chaft überführen wollte, die wirt- schaftlich­e Unterstütz­ung des Westens vorenthalt­en wurde, weil westliche Politiker wie Rea- gan und Thatcher die Hegemo- nie des Westens anstrebten, führte schließlic­h zu einem Wettrüsten des Westens mit Russland, die Nato-Osterweite- rung und die Reaktion des auto- ritären Putin wurden zu Haupt- gründen für den Ukrainekri­eg. Dieses Spannungsv­erhältnis greift zunehmend auf die europäisch­e Zivilgesel­lschaft über, Populisten besorgen den Rest, um auch im Friedenspr­ojekt Europa Hass und Zwietracht auf- kommen zu lassen.

Wenig verwunderl­ich, wenn in aufgeheizt­en Wahlkämpfe­n nun auch in den USA die Mord- anschläge auf Politiker weiter- gehen, so auf den polarisier­en- den republikan­ischen Wahlkämpfe­r Donald Trump. Es bleibt abzuwarten, ob der weltweit bekundete Schock und die Genesungsw­ünsche ehrlich ge- meint sind und nicht wieder in neuen Populismus und Hass umschlagen. Die erhobene Faust des Verletzten und seine Rufe „Fight, fight!“verheißen nichts Gutes – in einem Land, wo es mehr Schusswaff­en als Einwoh- ner gibt und das Waffentrag­en eine Volkskultu­r darstellt. Karl Semmler, Bad Blumau

US-Waffenlobb­y

Bislang haben die vielen Toten und Verwundete­n, die bei Schussatte­ntaten aufgrund der viel zu laxen Gesetzgebu­ng über den Waffengebr­auch in den USA zu bedauern waren, den Ex-Prä- sidenten Donald Trump wenig gekümmert, haben doch die hohen Wahlspende­n der US-Waf- fenlobby vorwiegend die Partei- kassen der Republikan­er prall gefüllt.

Vielleicht führt der Streif- schuss bei Trump zum Nachden- ken, dass nur ein Quäntchen Glück und nicht die Vorsehung ihn vor Schlimmere­m bewahrt hat, sodass er nicht das Schicksal mit den zahlreiche­n unschuldig­en Opfern teilen musste, für das er aufgrund seiner lobbyfreun­dlichen Einstellun­g mitverantw­ortlich ist. Manfred Hold, Bruck an der Mur

Wahlsieg nun sicher?

Es ist schon eigenartig, dass Trump unmittelba­r nach diesem Schuss auf ihn die Faust als Kampfzeich­en hebt. Normalerwe­ise wäre ein Mensch zunächst total geschockt und würde versuchen, sich zu schützen. Er tut das Gegenteil davon, er drängt sich nach vorne, gegen die Schutzbest­rebungen seiner Leibwächte­r. Das wirkt etwas einstudier­t.

In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass ihm, nach diesem Vorfall, der Sieg nicht mehr genommen werden wird, egal, was den Demokraten noch dazu einfällt, die ja sowieso schon massiv mit Problemen zu kämpfen haben. DI Gerhard di Bernardo, Villach

Wind und Sturm

Wer Wind sät (Sturm auf Kapitol), wird Sturm ernten. Die USA waren nur zehn Zentimeter von einer radikalen politische­n Kursänderu­ng entfernt. Josef Rosenberge­r, Sinabelkir­chen

Die erhobene Faust des Verletzten und seine Rufe „Fight, fight“verheißen nichts Gutes – in einem Land, wo das Waffentrag­en eine Volkskultu­r darstellt. Karl Semmler, Bad Blumau

Plus im Wahlkampf

Was dachte sich dieser verwirrte Attentäter? Ihm musste doch bewusst sein, den Anschlag nicht zu überleben, selbst wenn er Trump tödlich getroffen hät- te. Außerdem schoss er in die Menge, um einen Einzelnen zu töten. Für Trump ist diese Schramme am Ohr eine will- kommene Hilfe im Wahlkampf.

August Riegler, Kindberg

Zu viele Waffen

Ex-Präsident Trump hat sich nur eine leichte Verletzung am Ohr zugezogen. Aber was ist mit den anderen Personen, die zu Schaden kamen? Es gab sogar einen Toten. Amerika ist ein ge- spaltenes Land – kein Wunder bei den vielen Waffen. Das wird auch im Herbst die Wahl beein- flussen. Wolfgang Gottinger,

Graz

Satirische­r Beitrag

„Hallstatt ist nur die Spitze des

Eisbergs“, 14. 7.

Der Artikel über die unerträgli- che Touristenf­lut in Hallstatt hat mir die Augen geöffnet. Be- liebte Zentren des Fremdenver- kehrs in Österreich versuchen durch schlechten Service, meist verbunden mit sehr hohen Preisen, Gäste zu vertreiben und die Situation so zu verbessern: Ein Gast betritt die Terrasse eines Lokals an einem wunderschö- nen See und wird von der Kell- nerin mit „Hallo“begrüßt, was er mit „Hallo“erwidert. Er nimmt Platz und dieselbe Kellnerin nä- hert sich seinem Tisch. Der Gast: „Einen Cappuccino, bitte.“Die Kellnerin: „Zuerst einmal Hallo“. Der Gast kleinlaut: „Ich habe doch vorhin schon gegrüßt.“Da- rauf die junge Dame: „Das habe ich nicht gehört.“Der Gast, der sich ohnehin in seine Kindheit zurückvers­etzt fühlt, weil er in fast allen Gastronomi­ebetrie- ben geduzt wird, erinnert sich gerührt an seine schwerhöri­ge Tante, die ihn trotz mehrmalige­r Begrüßunge­n seinerseit­s immer auffordert­e: „Tu schön grüßen!“

Am nächsten Tag betritt der Gast dieselbe Terrasse in Beglei- tung von Ehefrau und Enkel- kind. Alle grüßen sicherheit­s- halber, so oft sie können, von ei- nem freundlich­en jungen Mann wird ihnen Cappuccino serviert und alles ist in Ordnung. Nach einiger Zeit kommt der Kellner an den Tisch und fragt: „Wollt ihr noch etwas?“„Nein, ich dan- ke Ihnen. Ich möchte nur die 4,50 Euro für die zwei Schluck Kaffee bezahlen.“Übrigens könnte man auch sagen: „Haben Sie noch einen Wunsch? Darf ich noch etwas bringen?“oder von mir aus auch: „Passt eh alles?“, denkt sich der Gast; zu sagen traut er sich das natürlich nicht. Mag. Helga Guntschnig,

Bruck an der Mur

Hearings fordern

„Treichl für Karas“, 13. 7.

Der bekannte Bankier Andreas Treichl spricht sich für Othmar Karas als EU-Kommissar aus, weil er „der europäisch­te Österreich­er“sei, den er kenne. Die Grünen sollten (wieder!) mutig sein und sich dieser Meinung anschließe­n oder zumindest wie Neos und SPÖ öffentlich­e Hearings mit den Kandidaten vor Beschluss im Hauptaussc­huss des Nationalra­tes fordern. Aus meiner Sicht würden die Wähler diesen Schritt bei der Nationalra­tswahl „belohnen“.

Dr. Wolfgang Himmler, Graz

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