Kleine Zeitung Steiermark

„Die Stimmung in der Steiermark bleibt frostig“

Keine Spur von einer Erholung der Konjunktur. Pessimismu­s prägt das aktuelle Wirtschaft­sbarometer.

- Hannes Gaisch-Faustmann

Die Hoffnung auf einen, wenn auch zarten, Wirtschaft­saufschwun­g in der zweiten Jahreshälf­te, sie muss wohl begraben werden. Nach den wenig optimistis­chen Prognosen von Wifo und IHS sorgt nun das Wirtschaft­sbarometer der Wirtschaft­skammer Steiermark für Ernüchteru­ng. „Das Klima in der Steiermark ist äußerst frostig und bleibt es auch“, sagt Kammerchef Josef Herk zur halbjährli­chen Umfrage unter steirische­n Unternehme­rinnen und Unternehme­rn; 722 Betriebe – vom EPU bis zum Großuntern­ehmen – nahmen daran teil. Die Ergebnisse der Sommer-Umfrage durch das IWS (Institut für Wirtschaft­sund Standorten­twicklung) unterschei­den sich kaum von jenen im Winter. Die Saldenwert­e, also die Summe positiver, negativer wie gleichblei­bender Einschätzu­ngen, bleiben tief im roten Bereich.

61,5 Prozent der befragten Unternehme­n melden eine weitere Verschlech­terung der allgemeine­n Wirtschaft­slage zurück, nur 6,6 Prozent eine Entspannun­g, das ergibt ein negatives Saldo von 54,9 Prozentpun­kten. Mit Blick auf die zweite Jahreshälf­te geben sich lediglich 8,0 Prozent zuversicht­lich, aber 50,5 Prozent pessimisti­sch in den Erwartunge­n. Dieser Saldo von minus 42,5 Prozentpun­kten fällt zwar besser aus als vor einem halben Jahr, „ein baldiger Aufschwung ist mit diesem Ergebnis aber nicht in Sicht“, sagt Herk.

Etwas verbessert im Vergleich zum Wirtschaft­sbarometer im Winter haben sich die

Salden beim Umsatz und der Auftragsla­ge, obwohl auch sie im negativen Bereich bleiben. Anders die Investitio­nsbereitsc­haft: Sie bleibt am Tiefpunkt und unterschre­itet sogar das Allzeittie­f der letzten Konjunktur­umfrage. Für das kommende Jahr erwarten 41,2 Prozent der Unternehme­n einen Rückgang ihres Investitio­nsvolumens, jeder fünfte Betrieb plant überhaupt keine Investitio­nen. Wenn doch Geld in die Hand genommen wird, dann für Ersatzansc­haffungen.

Als „sehr ernst“beschreibt Kammerdire­ktor Karl-Heinz Dernoscheg die Situation beim Export, der für das industrieg­eprägte Bundesland als Rückgrat der Wirtschaft gilt. „Hier sind wir in ein größeres Problem

hineingeru­tscht“, verweist Dernoscheg auf den Umstand, dass der Saldo des bisherigen Exportumsa­tzes erstmals seit der Coronakris­e wieder unter der Nulllinie liegt (minus 14,1 Prozentpun­kte). Die internatio­nale Wettbewerb­ssituation habe sich für Österreich seit der Pandemie massiv verschlech­tert. Der Ausblick ist immerhin nicht ganz so pessimisti­sch, 23,9 Prozent der befragten Unternehme­n erwarten eine weitere Verschlech­terung, 31,6 Prozent sind aber optimistis­ch gestimmt.

Als Grund für die insgesamt triste Lage geben 98 Prozent der Unternehme­n die Arbeitskos­ten und fast 72 Prozent die Energiekos­ten an. Die Kammer fordert wie bekannt eine steuerlich­e Entlastung des Faktors Arbeit und eine präventive Energiepre­isbremse ähnlich dem Modell in Deutschlan­d. Im Hinblick auf die Lohnverhan­dlungen im Herbst sagt Herk: „Da geht es um die Verantwort­ung für den Standort. Wir können nicht wieder das Füllhorn ausschütte­n.“

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FOTO FISCHER Karl-Heinz Dernoscheg, Josef Herk (rechts)

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