„Die Stimmung in der Steiermark bleibt frostig“
Keine Spur von einer Erholung der Konjunktur. Pessimismus prägt das aktuelle Wirtschaftsbarometer.
Die Hoffnung auf einen, wenn auch zarten, Wirtschaftsaufschwung in der zweiten Jahreshälfte, sie muss wohl begraben werden. Nach den wenig optimistischen Prognosen von Wifo und IHS sorgt nun das Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Steiermark für Ernüchterung. „Das Klima in der Steiermark ist äußerst frostig und bleibt es auch“, sagt Kammerchef Josef Herk zur halbjährlichen Umfrage unter steirischen Unternehmerinnen und Unternehmern; 722 Betriebe – vom EPU bis zum Großunternehmen – nahmen daran teil. Die Ergebnisse der Sommer-Umfrage durch das IWS (Institut für Wirtschaftsund Standortentwicklung) unterscheiden sich kaum von jenen im Winter. Die Saldenwerte, also die Summe positiver, negativer wie gleichbleibender Einschätzungen, bleiben tief im roten Bereich.
61,5 Prozent der befragten Unternehmen melden eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage zurück, nur 6,6 Prozent eine Entspannung, das ergibt ein negatives Saldo von 54,9 Prozentpunkten. Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte geben sich lediglich 8,0 Prozent zuversichtlich, aber 50,5 Prozent pessimistisch in den Erwartungen. Dieser Saldo von minus 42,5 Prozentpunkten fällt zwar besser aus als vor einem halben Jahr, „ein baldiger Aufschwung ist mit diesem Ergebnis aber nicht in Sicht“, sagt Herk.
Etwas verbessert im Vergleich zum Wirtschaftsbarometer im Winter haben sich die
Salden beim Umsatz und der Auftragslage, obwohl auch sie im negativen Bereich bleiben. Anders die Investitionsbereitschaft: Sie bleibt am Tiefpunkt und unterschreitet sogar das Allzeittief der letzten Konjunkturumfrage. Für das kommende Jahr erwarten 41,2 Prozent der Unternehmen einen Rückgang ihres Investitionsvolumens, jeder fünfte Betrieb plant überhaupt keine Investitionen. Wenn doch Geld in die Hand genommen wird, dann für Ersatzanschaffungen.
Als „sehr ernst“beschreibt Kammerdirektor Karl-Heinz Dernoscheg die Situation beim Export, der für das industriegeprägte Bundesland als Rückgrat der Wirtschaft gilt. „Hier sind wir in ein größeres Problem
hineingerutscht“, verweist Dernoscheg auf den Umstand, dass der Saldo des bisherigen Exportumsatzes erstmals seit der Coronakrise wieder unter der Nulllinie liegt (minus 14,1 Prozentpunkte). Die internationale Wettbewerbssituation habe sich für Österreich seit der Pandemie massiv verschlechtert. Der Ausblick ist immerhin nicht ganz so pessimistisch, 23,9 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine weitere Verschlechterung, 31,6 Prozent sind aber optimistisch gestimmt.
Als Grund für die insgesamt triste Lage geben 98 Prozent der Unternehmen die Arbeitskosten und fast 72 Prozent die Energiekosten an. Die Kammer fordert wie bekannt eine steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit und eine präventive Energiepreisbremse ähnlich dem Modell in Deutschland. Im Hinblick auf die Lohnverhandlungen im Herbst sagt Herk: „Da geht es um die Verantwortung für den Standort. Wir können nicht wieder das Füllhorn ausschütten.“