„Man muss sich als Künstler eindrecken“
„Dorfpunk“Rocko Schamoni über sein neues Buch „Pudels Kern“, in dem er den katastrophalen Start seiner Karriere beschreibt und erklärt, warum Kunst nicht aus Zufriedenheit entsteht.
Der „Dorfpunk“verlässt also die Provinz und sucht in der großen Stadt, Hamburg, die große Freiheit. In Ihrem Buch „Pudels Kern“geht es um die Jahre 1985 bis 1991, in denen so ziemlich alles schiefgeht. War der Beginn Ihrer Karriere tatsächlich so holprig? Was ist da Dichtung, was Wahrheit? Auf dem Buch steht immerhin Roman.
Na ja, die Verlage haben es gern, wenn Roman draufsteht, dann verkauft es sich angeblich besser. Aber die Geschichte entspricht schon der Realität und wurde von mir nur literarisiert.
Also waren diese ersten Gehversuche als Künstler tatsächlich die reine Katastrophe?
Ich war 19 Jahre alt, als ich nach Hamburg bin. Und meine Talente, mein Können waren sehr bescheiden. Während die Toten Hosen oder die Goldenen Zitronen tatsächlich etwas draufhatten, hatte ich immer nur Ideen, aber meine handwerklichen Fähigkeiten konnten da nicht mithalten. Das heißt, ich möchte das Publikum im Nachhinein gar nicht dafür verdammen, wie es mich behandelt hat. Ich habe schon mein Scherflein dazu beigetragen, dass es so ein Elend wurde. Ich stand da irgendwie auf der Bühne, hab meine paar Songs gesungen. Das war ein relativ schräges Unterfangen, das nicht alle ertragen haben.
Ihr Problem war offenbar auch, dass Sie als Künstler in keine Schublade passten. Sie schreiben an einer Stelle: „Ich bin ein Witz, den niemand versteht.“Wann hat denn das Publikum begonnen, Ihren Witz zu verstehen?
Das hat erst relativ spät begonnen, als Heinz Strunk und ich Ende der 90er-Jahre die Formation Studio Braun gegründet haben. Wir haben das Projekt eine „psychedelische Humorvereinigung“genannt. Als die Leute Studio Braun zu lieben gelernt haben, haben sie auch begonnen, mich besser zu verstehen, richtig zu lesen. Die Menschen haben auch verstanden, dass sie es mit einer neuen Art von Humor zu tun haben, der irgendwo zwischen Josef Hader und Helge Schneider angesiedelt ist.
Es kommt in diesem Buch sehr oft das Wort „Freiheit“vor. Mit dieser Freiheit waren Sie anfangs aber maßlos überfordert.
Ja, weil ich nicht verstanden habe, dass auch Freiheit gewisse Grenzen braucht. Wenn man Freiheit ohne Grenzen annimmt, dann explodiert man, zerfließt, verliert die Form – und diese Form habe ich relativ schnell verloren. Ich wollte immer nur mehr von allem, bei allem dabei sein, nichts verpassen. In meiner Gier nach Leben und Freiheit bin ich abgesoffen.
Sie schreiben auch von Freiheit und Sicherheit.
Ja, das ist das große Pendel dieses Buches. Es geht immer um diese beiden Po