„Das Pferd ist das, was man als Schlaftablette bezeichnet“
War mitprotestierendes Pferd bei Lichterspaziergang gestresst? Medizinerin wegen Tierquälerei vor Gericht.
Den Charakter des Vierbeiners kennt der Anwalt: „Dieses Pferd ist genau das, was man gemeinhin als Schlaftablette bezeichnet. Nicht aggressiv, aber leicht beherrschbar.“So ausgeglichen also dieses Wesen, so turbulent der Prozess am Grazer Straflandesgericht. Weil das Tier bei einem „Lichterspaziergang“vulgo Corona-Impf-Demo dabei war und dort nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gelitten haben soll, musste sich eine Medizinerin wegen Tierquälerei verantworten.
Die Befragung der Beschuldigten gestaltete sich, nun ja, als etwas diffizil. „Was machen Sie beruflich?“, fragte Richterin Julia Riffel und erntete ein „Das geht Sie nichts an!“– „Sie verraten mir wahrscheinlich auch Ihr Einkommen nicht?“– „Richtig, Sie lernen schnell“. Staatsanwalt Hansjörg Bacher ging jedenfalls davon aus, dass „Ihr Pferd einer hohen Stressbelastung ausgesetzt gewesen ist“. Das quittierte die Doktorin mit: „Wer sagt, dass es mein Pferd ist? Kennen Sie die Besitzverhältnisse?“Das (und der Sager „Bildung ist Mangelware“) bringt der Frau eine Rüge der Vorsitzenden ein: „Mehr Respekt vor Gericht, bitte!“– „Respekt muss man sich erarbeiten.“
Angezeigt wurde die Frau im März 2022 von einem Polizisten,
der bei der Corona-Demo in Gleisdorf dabei gewesen ist: „In Dunkelheit; mit dem Blaulicht und dem Lärm; das kann für das Tier nicht gut sein“, begründet er. Das wischt die Beschuldigte vom Tisch: „Das ist alles ein Witz. Das Pferd ist an viele Menschen gewöhnt. Es hatte nirgendwo Schmerzen, das ist ausgeschlossen.“Es kommt zum Freispruch im Zweifel: „Es ist nicht mit erforderlicher Sicherheit feststellbar, dass Sie dem Pferd Qualen zufügen wollten“, erklärt die Richterin.