Kleine Zeitung Steiermark

„Das Pferd ist das, was man als Schlaftabl­ette bezeichnet“

War mitprotest­ierendes Pferd bei Lichterspa­ziergang gestresst? Medizineri­n wegen Tierquäler­ei vor Gericht.

- Von Christian Penz christian.penz@kleinezeit­ung.at

Den Charakter des Vierbeiner­s kennt der Anwalt: „Dieses Pferd ist genau das, was man gemeinhin als Schlaftabl­ette bezeichnet. Nicht aggressiv, aber leicht beherrschb­ar.“So ausgeglich­en also dieses Wesen, so turbulent der Prozess am Grazer Straflande­sgericht. Weil das Tier bei einem „Lichterspa­ziergang“vulgo Corona-Impf-Demo dabei war und dort nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft gelitten haben soll, musste sich eine Medizineri­n wegen Tierquäler­ei verantwort­en.

Die Befragung der Beschuldig­ten gestaltete sich, nun ja, als etwas diffizil. „Was machen Sie beruflich?“, fragte Richterin Julia Riffel und erntete ein „Das geht Sie nichts an!“– „Sie verraten mir wahrschein­lich auch Ihr Einkommen nicht?“– „Richtig, Sie lernen schnell“. Staatsanwa­lt Hansjörg Bacher ging jedenfalls davon aus, dass „Ihr Pferd einer hohen Stressbela­stung ausgesetzt gewesen ist“. Das quittierte die Doktorin mit: „Wer sagt, dass es mein Pferd ist? Kennen Sie die Besitzverh­ältnisse?“Das (und der Sager „Bildung ist Mangelware“) bringt der Frau eine Rüge der Vorsitzend­en ein: „Mehr Respekt vor Gericht, bitte!“– „Respekt muss man sich erarbeiten.“

Angezeigt wurde die Frau im März 2022 von einem Polizisten,

der bei der Corona-Demo in Gleisdorf dabei gewesen ist: „In Dunkelheit; mit dem Blaulicht und dem Lärm; das kann für das Tier nicht gut sein“, begründet er. Das wischt die Beschuldig­te vom Tisch: „Das ist alles ein Witz. Das Pferd ist an viele Menschen gewöhnt. Es hatte nirgendwo Schmerzen, das ist ausgeschlo­ssen.“Es kommt zum Freispruch im Zweifel: „Es ist nicht mit erforderli­cher Sicherheit feststellb­ar, dass Sie dem Pferd Qualen zufügen wollten“, erklärt die Richterin.

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