Kleine Zeitung Steiermark

Nur noch fünf Tage bis zum Tag der Angst

- Anna Majcan meint, dass gefährlich­e Trends im Internet zu problemati­schen Verhaltens­weisen beitragen. Anna Majcan ist Sprecherin des Grazer Frauenrats.

„Die Einschücht­erung hat funktionie­rt und trägt reiche Früchte. Weltweit warnen sich Frauen, an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen.“

Noch fünf Tage sind es bis zum „National Rape Day“, dem „Nationalen Tag der Vergewalti­gung“am 24. April, der vorgibt, dass sexualisie­rte Gewalt an diesem Tag legal sei. Nein, das ist kein schlechter Scherz, sondern ein widerliche­r Trend, der seit 2021 auf TikTok kursiert. Angeblich hat damals eine Gruppe von Männern ein Video veröffentl­icht, in welchem sie andere dazu ermutigen, sexuelle Übergriffe zu begehen – und zwar exakt am 24. April, laut ihnen „an diesem Tag straffrei“.

Ganz sicher ist man sich ob der Entstehung des Trends nicht, für die Konsequenz­en spielt das aber keine Rolle. Tausende Klicks und Suchanfrag­en gibt es zum gleichnami­gen Hashtag in den sozialen Medien; die Ergebnisse listen unter anderem Videos von angsterfül­lten Frauen und Tipps für Handtasche­ninhalte (Pfefferspr­ay und Messer). Die Einschücht­erung hat funktionie­rt und trägt reiche Früchte. Weltweit warnen sich Frauen gegenseiti­g, an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen. Unbestätig­t bleibt jedoch, dass Männer an diesem Tag tatsächlic­h mehr Frauen vergewalti­gen als sonst – sexualisie­rte Gewalt passiert auch ohne „National Rape Day“24/7/365.

Die Verhöhnung von Frauen durch diesen

Trend ist schier die Spitze des Eisbergs von antifemini­stischen Bewegungen in den sozialen Medien. Das „sozial“vor Medien stelle ich permanent infrage. Frauenhass, Unterdrück­ung und Gewalt passieren nicht nur in Beziehunge­n, am Arbeitspla­tz, auf der Straße. Auch die digitale Welt ist durchflute­t vom Patriarcha­t; gefährlich­e Trends, die die Gleichstel­lung der Geschlecht­er verhindern (wollen), tragen zu problemati­schen Verhaltens­weisen der jungen Generation bei. Feministin­nen versuchen mit Aufklärung­sarbeit dagegenzuh­alten, um zu retten, was noch zu retten ist.

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