Raub auf dem WC als „coole Sache“
Haft blieb ohne Wirkung, nur wenig später war Schüler wieder an Tat beteiligt.
Die Aussagen des Ermittlers geben tiefe Einblicke: „Unser großes Problem bei der Bekämpfung von Raub durch Jugendgruppen ist die hohe Dunkelziffer. Viele Raubopfer zeigen die Tat ja gar nicht an. Aber jeder, der es nicht anzeigt, stärkt die Banden. Für die meisten Täter sind es ja Mutproben unter dem Motto: Wie weit kann ich gehen?“, schildert der Beamte vor Gericht.
Zu weit gegangen ist im aktuellen Fall ein junger Bursche, der im vergangenen August als 14-Jähriger nach einem Raub bereits zwei Tage in Haft verbringen musste. Das hielt ihn nicht davon ab, sich nur fünf Wochen später an einer weiteren Tat zu beteiligen. Tatort: ein Grazer Kinocenter. Ausgeführt wurde die Tathandlung damals von einem Strafunmündigen (er ist jetzt erst 13). Die Gruppe (rund acht Burschen) drängte ein Opfer auf das WC, sperrte es dann in die Kabine ein, um fünf Euro und eine Silberkette zu rauben. Einem anderen Jugendlichen stahl man zehn Euro. „Der Angeklagte hat sich wesentlich daran beteiligt, hat im Verband die zahlenmäßige Überlegenheit der Angreifer gegenüber dem Opfer zum Ausdruck gebracht“, führt Staatsanwalt Otto Ferrari am Straflandesgericht aus. Als unmittelbarer Täter wird dem Ukrainer versuchte Nötigung angelastet, weil er dem Opfer gedroht haben soll, „nicht zur Polizei zu gehen, das wird sonst nicht gut enden“.
„Wieso haben Sie da mitgemacht?“, fragt Richterin Gudrun Schmitt den mittlerweile 15-Jährigen. – „Weiß nicht“, sagt er, ehe er erklärt, sich in der Gruppe cool zu fühlen. „Dann denken Sie mal umgekehrt, ob es cool ist, wenn andere Sie derart bedrohen“, entgegnet die Vorsitzende. – „Nein, dann hätte ich Angst.“Dass er so etwas nicht mehr machen will, will ihm die Richterin nur schwer glauben. „Was soll jetzt anders sein nach der ersten Verurteilung und der ersten Haft?“– „Ich hab‘ mich gebessert.“Das Geld (je fünf und zehn Euro) zahlt er zurück. Eine ehrliche Entschuldigung beim Opfer schaut dennoch anders aus, diese fällt nur halbherzig aus. Was ihm einen wichtigen Ratschlag vom Vater eines Opfers einbringt: „Ihr seid noch Kinder. Hör auf mit so etwas, dann musst du dich nie mehr entschuldigen.“
Schuldspruch durch das Schöffengericht: Fünf weitere Monate auf Bewährung zu den bereits verhängten vier Monaten für die erste Tat. Inklusive einer Warnung der Richterin: „Glauben Sie nicht, dass Sie nicht erwischt werden, wenn Sie weitermachen und sich in der Gruppe verstecken. Das nächste Mal sitzen Sie lange im Gefängnis, das ist die allerletzte Chance. Richten Sie das genau so auch Ihren Freunden aus.“Christian Penz
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Das nächste Mal sitzen Sie lange. Richten Sie das auch Ihren Freunden aus.
Die Richterin “