Verstappen und Marko bleiben unzertrennlich
Max Verstappen siegte in Jeddah und steht weiter zu 100 Prozent hinter Helmut Marko. Der Motorsportberater sitzt beim besten Formel-1-Team fest im Sattel.
So groß die Unruhe im Team auch ist – auf der Strecke in Jeddah beim Grand Prix von Saudi-Arabien ließen sich Red Bull, Max Verstappen und Sergio Perez davon nichts anmerken: Zweites Saisonrennen, zweiter Doppelsieg, ein Verstappen, der von der Spitze aus wieder einmal vom Start bis ins Ziel alles kontrollierte. Teamkollege Perez konnte selbst eine FünfSekunden-Strafe wegen „unsafe release“beim Boxenstopp verkraften und blieb sicher Zweiter vor Charles Leclerc im Ferrari, der zwar neben Verstappen in der ersten Startreihe stand, den er aber schon in der dritten Runde überholt hatte. Fahrer des Tages war dessen Teamkollege Oliver Bearman: Der 18-jährige britische Ferrari-Reservist hatte für Stammfahrer Carlos Sainz einspringen müssen, der wegen einer Blinddarmentzündung operiert werden musste – und schaffte es mit einem starken Auftritt auf Anhieb auf Platz sieben. Nach dieser Saison in der Formel 2 bei Prema soll er 2025 zum Stammfahrer bei Haas befördert werden.
Helmut Marko und Red Bull CEO Oliver Mintzlaff kamen in Jeddah gemeinsam ins Fahrerlager – demonstrierten Einigkeit. Mintzlaff lehnte zwar offizielle Interviews ab, sagte aber auf Nachfragen zu einigen Medienvertretern, man habe ein sehr gutes Gespräch gehabt und das wichtigste müsse sein, dass wieder Ruhe einkehre. Max Verstappen – der ja recht offen gedroht hatte, wenn Marko gehen müsse, gehe auch er – sei „ein großartiger Fahrer und er hat einen Vertrag bei uns. Ich bin hier, um das Team zu ermutigen.“Das gute Gespräch bestätigte auch Marko. „Natürlich muss wieder Ruhe ins Team einkehren. Das hat Priorität. Wir waren uns in allen Punkten einig.“Nachfrage: Das heißt, sie machen weiter?
Marko: „Ja, ich mache weiter.“Sehr angetan und berührt zeigte sich der Grazer von der Unterstützung, die er am Freitagabend von Weltmeister Max Verstappen bekommen hatte: „Das war sehr beeindruckend. Da bin ich ihm auch sehr dankbar“, sagt Marko. „Er ist einer der wenigen hier, der Charakterstärke hat und Loyalität zeigt.“
Zu den Vorwürfen aus dem Horner-Lager in Sachen „Leaks“über die pikanten Chatverläufe meinte er etwas ironisch: „Dass ich diese Nachrichten nach außen gegeben haben soll, ist, um Niki Laudas Worte zu benutzen, kompletter Schwachsinn. Ich bin heilfroh, wenn ich mein Handy halbwegs bedienen kann. Ich habe mich da bewusst rausgehalten.“Und Marko weiter: „Die Dinge müssen geklärt werden. Wenn jemand schon vorhatte, mich zu suspendieren, gibt es dafür keine rechtliche Grundlage.“Wie geht es weiter? Heute soll es in Dubai Gespräche geben zwischen Mintzlaff, dem zweiten Red-Bull-Geschäftsführer Franz Watzlawick und dem thailändischen Mehrheitseigner Chalerm Yoovidhya, der ja bisher die große Stütze von Horner in diesem Machtkampf ist. Wahrscheinlich wird Mintzlaff
versuchen, klarzumachen, dass diese bedingungslose Unterstützung ein großes Risiko für das Team bedeutet.
Dort gibt es inzwischen Stimmen, die behaupten, dass Horner auf seinem Egotrip weder nach links noch nach rechts schaute. Der glaube „allen Ernstes, dass er auch ohne Verstappen, Newey und Ford gewinnen kann, weil er sich für den Architekten des Erfolgs hält“. Aus Italien kommen dazu Informationen, dass Ferrari versuche, die derzeitige chaotische Situation auszunutzen.
Sowohl Newey als auch seine rechte Hand, Technikdirektor Pierre Wache, stünden auf der Abwerbeliste und seien erneut gezielt angesprochen worden.
Wenn Mintzlaff damit durchdringt, besteht die Chance, dass es tatsächlich dabei bleibt, dass Toto Wolffs Angebot, dass Marko mit Verstappen bei Mercedes herzlich willkommen sei, verpufft, nicht nur momentan. Marko meinte ja in Jeddah: „Das ist sehr nett, aber momentan kann ich dieses Angebot dankend ablehnen.“