Einsatz in Dur und Moll für die Polizei
Wenn Walzer und Swing auf dem Dienstplan stehen: Die Polizeimusik Steiermark spielt zum ersten Mal im Grazer Stefaniensaal auf.
Im Probenraum am Polizeistützpunkt West stehen Notenpulte dicht an dicht. Da werden noch die richtigen Noten gesucht, dort ein paar Töne angespielt, um die Finger zu lockern. Warum rund 60 Polizistinnen und Polizisten an diesem Tag in Graz zusammengekommen sind, verrät ein Plakat, das an der Stirnseite des Raums hängt. „Funky Beats – Styrian Streets“verspricht es. Damit will die Polizeimusik Steiermark demnächst bei gleich drei großen Konzerten das Publikum begeistern.
„Wir spielen jedes Jahr ein großes Galakonzert, heuer erstmals im Stefaniensaal im Grazer Congress, das ist eine besondere Auszeichnung“, freut sich Kapellmeister Christoph Grill bereits auf den fast ausverkauften
21. März. Schon am 15. März bläst man Trofaiach und am 12. April Pischelsdorf den Marsch. Und nicht nur das. „Disziplin, Ordnung, Hierarchie, das verbinden wahrscheinlich die meisten mit der Polizei. Wir werden die Erwartungen zumindest in musikalischer Hinsicht komplett über den Haufen werfen“, kündigt Grill an. Klassiker wie der Walzer „Wo die Zitronen blüh’n“von Johann Strauß Sohn stehen ebenso auf dem Programm wie Jazz oder Funk. Als ungewöhnlicher Partner mit auf der Bühne: die Stimmen des Grazer Vokalensembles Popvox unter PopProfessor Mani Mauser.
Die Töne sitzen, in den letzten Proben wird noch an wichtigen Details gefeilt. „Mehr Frische, mehr Energie“wünscht sich der Kapellmeister beim Walzer von den Klarinettisten. Die Damen und Herren am Saxophon können sich wenig später über Lob freuen. Rasante Passagen samt Rhythmusfallen liefern sie gekonnt ab.
Für den Kapellmeister wie für die anderen Musiker, die aus der ganzen Steiermark zum Proben in Graz zusammenkommen, gilt: Viele spielen schon seit Kindertagen ein Instrument und haben Orchesterluft bei den Musikvereinen ihrer Heimatgemeinden geschnuppert. Dur und Moll sind heute Teil ihres Jobs. Egal ob Mordermittler, Betrugsspezialistin, Postenkommandant und Inspektorin, für Mitglieder der Polizeimusik steht durchschnittlich ein Tag Musik
in der Woche auf dem Dienstplan. „Das ist cool, aber nicht nur ein Zuckerl. Ein Marathonläufer kann keinen Marathon ohne Training laufen, wer in einem Orchester spielt, muss natürlich laufend in seiner Freizeit üben“, unterstreicht Grill.
Aufgespielt wird in unterschiedlichen Besetzungen bei polizeiinternen Feiern und bei öffentlichen Konzerten. Was Grill Kritikern entgegenhält, die infrage stellen, ob es das braucht: „Die
Musik steigert das Ansehen der Polizei und ist einfach eine Gelegenheit, sich positiv mit der Bevölkerung auszutauschen.“Das Innenministerium sieht die Aufgaben der Dienstmusik so: Die Musik ist „von wesentlicher Bedeutung für das Erscheinungsbild der Polizei in der Öffentlichkeit“. Organisatorisch verankert ist die Polizeimusik Steiermark folgerichtig im Büro für Öffentlichkeitsarbeit.
Und der Nachwuchs? Viele Musikvereine haben ja mittlerweile das Problem, dass sich die Reihen lichten. „Wir haben Polizeibeamte im Ruhestand an Bord, sind aber in den letzten Jahren sogar jünger geworden. Unser Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei 42 Jahren“, unterstreicht der Kapellmeister. Wie bei der Polizei generell steigt auch im Orchester der Anteil der Frauen. 13 Damen sind mittlerweile mit an Bord.