Eigener Strom aus Gemeindewohnungen
Hauseigene PV-Anlagen für zwei Gemeindebauten. Und: Energieberatung erweitert. 250 Millionen Euro für Grazer „Energiewerk“: Warum man unbrauchbaren Müll verbrennt.
Er sei „eine wichtige und sinnvolle Antwort auf die hohen Energiekosten“, sagt Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ): Mieterstrom wird selbst, etwa über eine Hausgemeinschaftsanlage produziert. Die Stadt will in den städtischen Wohnhäusern vermehrt auch auf solche Anlagen setzen und so die Abhängigkeit Schritt für Schritt verringern.
Als Pilotprojekt wurde etwa in der Schippingerstraße auf zwei Doppelwohnhäusern eine stadteigene Photovoltaikanlage am Dach errichtet. 130.000 Euro hat die Stadt hier im Herbst in die Hand genommen. Den 40 Mietern steht es frei, ob sie dem Modell beitreten wollen oder nicht, rund 80 Prozent haben es bereits getan – für sie entfallen unter anderem die Netzgebühren in Höhe von rund 130 Euro jährlich. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist und dient der Refinanzierung der Anlage. Auch nicht zu verachten ist ein weiterer Vorteil, den Gerhard Uhlmann, Geschäftsführer Wohnen Graz, dazu noch anführt: „Die CO2-Einsparung beträgt rund 21 Tonnen pro Jahr.“
Auf den Dächern der neuen Gemeindewohnhäuser Am Grünanger gibt es ebenfalls eine PV-Anlage, in diesem Fall errichtet von der Energie Graz. Hier sind sogar 99 Prozent der 60 Mieter beigetreten – sie kaufen Strom vom eigenen Dach zu einem besonders niedrigen Tarif, und ohne für Errichtungsund Wartungskosten aufkommen zu müssen. Und auch in der Harmsdorfsiedlung sowie beim Neubau in der Adlergasse sollen bald PVAnlagen umgesetzt werden.
„Mit Wohnen Graz sind wir in vielen Bereichen Vorreiter“, ist Bürgermeisterin Kahr, die auch für das Wohnungsressort verantwortlich ist, stolz. Laufend werden etwa thermische Sanierungen an Anlagen durchgeführt. Daneben hat man aber auch ein Angebot für alle Grazerinnen und Grazer erweitert, die in Wohnungsfragen Beratung benötigen – und weil hohe Strom- und Heizkosten für immer mehr Menschen zum Problem werden, hat man das Angebot für kostenlose Energieberatung ausgebaut. Das Team wurde verstärkt, neben Barbara Horst steht auch Juliane Tartler mit ihrem Fachwissen zur Verfügung. Unter graz.at/woist bzw. Tel. 0316 872-5454 kann ein Beratungstermin vereinbart werden.
Nina Müller
Ein Förderband schlägt in Graz-Puntigam die Brücke zwischen Gegenwart und Zukunft. Es ist bereits auf der ersten Computerabbildung zum „Energiewerk Graz“zu sehen, welche der Kleinen Zeitung vorliegt (siehe oben): Auf diesem Förderband wird ab 2027 nicht mehr verwertbarer Abfall von der bestehenden Behandlungsanlage direkt ins künftige Werk transportiert und dort verbrannt – um so Wärme und Strom zu gewinnen. Eine Premiere in Graz. Und aus Sicht der Stadt ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Der dazugehörige Code lautet 250/1/180/60: Die Anlage, welche auf Höhe Puchstraße/Lagergasse neben der Mur und somit neben dem „Ressourcenpark“(früher Sturzplatz) entsteht, kostet 250 Millionen Euro. Dort wird künftig nicht mehr recyclingfähiger Abfall, der aktuell zum Verbrennen exportiert wird, in Eigenregie verfeuert – also erspare man sich mindestens eine Million Transportkilometer. Und: Dank „Rostfeuerung mit Kraft-Wärme-Koppelung“will man pro Jahr 60 Gigawattstunden (GWh) Strom und 180 GWh Fernwärme produzieren.
„Damit tragen wir wesentlich zur lokalen Kreislaufwirtschaft bei und sind weniger abhängig von internationalen Märkten“, meint Holding-Graz-Vorstand Gert Heigl. Zudem sorge man für „Preisstabilität gegenüber Kundinnen und Kunden“, ergänzt Werner Ressi, Geschäftsführer der Energie Graz. Christian Purrer schließlich, Vorstand der Energie Steiermark, betonte stets die „Dekarbonisierung“(Ausstieg aus dem Kohlenstoff).