Absicherung bei Pflege: Grazer gesucht
Ab heuer will die Stadt erstmals Personen finanziell absichern, die Angehörige daheim pflegen. Pilotprojekt hat noch Plätze frei.
Diese Premiere im noch frischen Jahr 2024 soll einzelne Grazerinnen und Grazer entlasten. Und vor allem finanziell absichern: Ab sofort rollt also jenes Pilotprojekt vom Stapel, mit dessen Hilfe die Stadt Graz erstmals eine Anstellung von pflegenden Angehörigen vornimmt. Konkret bedeutet dies, dass man
„die sozialversicherungsrechtliche Absicherung“der Angehörigen, die sich Tag wie
Nacht um eine Person kümmern, gewährleistet – und zugleich den pflegebedürftigen Personen den Verbleib zu Hause ermöglicht. In der Fürsorge gehen Verwandte „physisch und psychisch oft an ihre Grenzen. Wir entlasten sie und nehmen ihnen zumindest die finanziellen Sorgen“,
betonte der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) im Herbst, als er gemeinsam mit Doris Kampus, Soziallandesrätin und Vorsitzende der SPÖ Graz, das städtische Pilotprojekt vorstellte.
Dieser Tage nun startet das Unterfangen offiziell – mit einem „Schönheitsfehler“, der manchen Grazern, welche bislang nicht reagiert oder von diesem Projekt möglicherweise noch gar nichts mitbekommen haben, nur recht sein soll: Denn es werden noch Teilnehmer gesucht. In einem ersten Schritt will die Stadt (maximal) 15 Personen anstellen, bislang kommen allerdings erst sechs Personen infrage. „Deren Anträge werden nun geprüft, ab März könnte es dann bei einem positiven Ergebnis zu ersten Anstellungen
kommen“, bestätigt Peter März, Sprecher von Stadtrat Krotzer, und ergänzt mit Nachdruck: „Ja, es können sich gern noch weitere Interessierte per Mail an pflegedrehscheibe@stadt.graz.at melden. Uns geht es darum, die 15 Plätze auch tatsächlich zu füllen, insofern können wir bei Bedarf die Kriterien recht rasch nachjustieren.“
Zu diesen Kriterien gehört vorerst unter anderem, dass die pflegenden Personen in Graz leben, wenn auch nicht notgedrungen im gemeinsamen
Haushalt mit der oder dem Hilfsbedürftigen. „Vor Dienstantritt“ist jedenfalls ein achtstündiger Erste-Hilfe-Kurs sowie ein zweistündiger Basiskurs („Grundlagen zur Pflege“) im Albert-Schweitzer-Trainingszentrum zu absolvieren – die Kurskosten übernimmt die Stadt. Und: Innerhalb von drei Monaten sind zudem kostenlose Kurse für die Pflege daheim zu besuchen.
Wie aber könnte nun die erwähnte „Nachjustierung“aussehen? „Dass wir zum Beispiel nicht bei jener Voraussetzung bleiben, die eine Betreuung von Personen mit der Pflegestufe 3, 4 oder 5 vorsieht, sondern über eine Aufnahme der Pflegestufe 6 nachdenken. Das wäre problemlos durch einen Zusatzantrag im Gemeinderat möglich“, so Peter März. In jedem Fall empfiehlt er Betroffenen, sich zu bewerben: Denn auch wenn sich letztlich herausstellen sollte, dass eine Anstellung im Sinne des Projekts nicht möglich ist, „werden wir bei allen, die sich melden, nach Möglichkeiten zur Entlastung suchen, bei Bedarf auch nach einem Hausbesuch“.