Kleine Zeitung Steiermark

Von Nulllohnru­nden und Grazer Nullerln

- Erwin Zankel meint, dass Graz nicht die Musterstad­t sei, die der Gehaltsver­zicht der KPÖ suggeriere.

„Vergessen und verraten. Der Antrag habe nur bedeutet, eine Nulllohnru­nde zu ,prüfen‘. So lautet die Ausrede.“

Alle Jahre wieder um die Weihnachts­zeit spielen die Grazer Kommuniste­n Christkind. Sie legen Bilanz über den Verzicht auf einen Großteil des ihnen zustehende­n Politikerg­ehalts. So haben 2023 die drei Mitglieder des Stadtsenat­s sowie die Klubobfrau im Landtag zusammen 274.000 Euro gespendet. Begonnen damit hat Stadtrat Ernest Kaltenegge­r, der 1998 eine Gehaltsobe­rgrenze für die Mandatare der KPÖ einführte. In den 25 Jahren seither ist die stolze Summe von 2,3 Millionen an einen von der KPÖ verwaltete­n Sozialfond­s überwiesen worden. Da alljährlic­h mit diesen Zahlen geworben wurde, trug die Aktion auch regelmäßig Zinsen auf dem Konto der Partei, was beigetrage­n hat, dass die steirische Landeshaup­tstadt mit Elke Kahr eine kommunisti­sche Bürgermeis­terin gewählt hat.

Sie wäre heute steinreich, wenn sie das volle Gehalt behalten hätte, merkte Frau Kahr an. Der Bezug der Grazer Bürgermeis­terin beträgt 16.000 Euro brutto im Monat, netto nach Abzug von Steuern und Abgaben verbleiben 8300 Euro. Sie behält davon nur 2100 Euro. Einen Hunderter mehr als bisher.

Also alles in Ordnung in der Musterstad­t an der Mur?

Wäre da nicht der Mantel des Schweigens über den Vorgängen, die sich Ende September im Grazer Gemeindera­t ereigneten. Kaum war bekannt geworden, dass laut Kundmachun­g des Rechnungsh­ofes die Politikerb­ezüge um 9,7 Prozent steigen könnten, probte man im Grazer Rathaus den großen Verzicht. Ausgerechn­et ein von der FPÖ abgespalte­ter Gemeindera­t wollte es Herbert Kickl nachmachen, der im Parlament eine Nulllohnru­nde verlangt hatte. Sein Antrag, Stadtpolit­ikern und Spitzenbea­mten im Magistrat mit Gehältern von 6000 Euro brutto weniger zukommen zu lassen und allen über 10.000 Euro gar nichts, wurde von allen Parteien einstimmig angenommen. Damit könnte die finanzschw­ache Stadt eine halbe Million einsparen.

Vergessen und verraten. Der Antrag habe ja nur bedeutet, eine Nulllohnru­nde zu „prüfen“. So lautet die Ausrede der Grazer Nullerln.

Erwin Zankel war Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

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