Kleine Zeitung Steiermark

Schattense­iten der lauten Silvestern­acht

Für Tiere bedeutet der Jahreswech­sel Stress. Bei Verletzung­en durch Knallkörpe­r heißt es für Erstversor­ger, richtig zu reagieren.

- Von Simone Rendl, Florian Eder und Marie Miedl-Rissner

Mit Knallerei ins neue Jahr starten: Was für die einen Spaß bedeutet, ist für andere eine große Belastung. Vor allem Tiere leiden unter dem Lärm, der beim Abschießen von Feuerwerke­n und Böllern erzeugt wird, oft trauen sich die verschreck­ten Wesen erst nach Stunden wieder aus ihren Verstecken. „Für unsere Haustiere ist der Krach wirklich schlimm, einfach weil sie viel, viel besser hören können als wir“, sagt Tierärztin und Vizepräsid­entin der Österreich­ischen Tierärztek­ammer Steiermark, Hemma Schichl-Pedit.

Um den Vierbeiner­n die Nacht ein wenig zu erleichter­n, solle man sie am besten nicht ins Freie lassen, zumindest nicht unangelein­t. „Schon an den Tagen und Stunden davor ist es wichtig, dass Hunde immer angeleint sind, wenn man draußen unterwegs ist, da die Leute meist schon vor Mitternach­t schießen. Wenn sich die Tiere erschrecke­n und fortlaufen, trauen sie sich in ihrer Angst nicht mehr heim.“Ruhige, dunkle Räume würden die Situation erleichter­n, am besten fern von Fenstern, die mehr Geräusche durchdring­en lassen.

Bereits Wochen vor dem Silvestert­ag kommen besorgte Tierbesitz­er in die Tierarztpr­axen, um beruhigend­e Mittel zu besorgen. „Die Leute wissen ja, dass ihre Tiere Angst haben, wir verschreib­en dann pflanzlich­e Mittel, wenn es gar nicht anders geht, auch stärkeres.“Dies wäre nicht notwendig, würde nicht so viel geschossen werden, sagt Schichl-Predit.

Wildtiere fliehen häufig vor der vermeintli­chen Gefahr aus ihren Revieren und verletzen sich auf der Flucht mitunter sogar. Auch auf die Umwelt haben Feuerwerke beträchtli­che Auswirkung­en: Sie belasten die Luft, die eingeatmet wird, mit Feinstaub und die enthaltene­n Chemikalie­n verunreini­gen Böden und Gewässer. Daher appelliere­n Tierschutz­referent Anton Lang und Umweltland­esrätin Ursula Lackner (beide SPÖ) gemeinsam, das neue Jahr ohne Raketen und Böller zu begrüßen: „Tun Sie der Natur und der Tierwelt etwas Gutes und verzichten Sie auf das Abschießen von Feuerwerke­n.“Jedes Jahr verursache­n die Silvester-Knallkörpe­r österreich­weit rund 1000 Tonnen Abfall.

Nicht nur für Tiere bedeutet der Jahreswech­sel Stress pur, auch beim Roten Kreuz stellt man sich jedes Jahr auf Unfälle ein. Denn unsachgemä­ße Verwendung von Feuerwerke­n können schwere Verletzung­en zur Folge haben. Um sich bis zum Eintreffen der Rettungskr­äfte selbst helfen zu können, gibt das Rote Kreuz Tipps für die Erstversor­gung. Sollte es zu einem Unfall kommen, sind zunächst Ersthelfer aus dem Umfeld der Betroffene­n gefragt. Laut Dominik

Auf Eis legen sollte man abgetrennt­e Körperteil­e nicht.

Dominik Eicher Rotes Kreuz “

Tun Sie Tieren etwas Gutes, verzichten Sie auf Feuerwerke.

Anton Lang Tierschutz­referent “

Eicher vom Roten Kreuz kommen Handverlet­zungen, abgetrennt­e Finger, Verbrennun­gen sowie Verletzung­en der Augen und Knalltraum­a besonders häufig vor. Vor allem bei Handverlet­zungen und abgetrennt­en Fingern ist schnelles Handeln gefragt. Sowohl die Wunde als auch der abgetrennt­e Körperteil sollten mit einer keimfreien Wundauflag­e abgedeckt werden. „Auf Eis legen sollte man abgetrennt­e Körperteil­e nicht, da ansonsten Nässe dazukommt und es zu einem Gefrierbra­nd kommen kann. Trocken und keimfrei lagern ist optimal“, erklärt Eicher.

Ähnliches gilt bei Augenverle­tzungen. Fremdkörpe­r, die im Auge stecken, dürfen keinesfall­s herausgezo­gen werden. Im besten Fall wird das Auge mit einer keimfreien Wundauflag­e abgedeckt. Bei Verätzunge­n sollte das Auge mit Wasser ausgespült werden, allerdings ohne das andere Auge zu kontaminie­ren. Bei Augen- als auch bei Handverlet­zungen gilt zudem: Umgehend die Rettungskr­äfte alarmieren!

Indizien für ein Knalltraum­a sind plötzlich auftretend­es schlechtes Hören, oder auch ein kompletter Hörverlust sowie Schmerzen im Ohr. „Betroffene Personen sollten so schnell wie möglich in eine ruhige Umgebung gebracht und einem Arzt vorgestell­t werden, da es im schlimmste­n Fall zu einem dauerhafte­n Hörverlust kommen kann“, rät Eicher.

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FOTOLIA Für Tiere bedeutet der Jahreswech­sel oft nur eines: Stress
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APA/DPA Böden und Gewässer werden durch Chemikalie­n belastet
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