Schattenseiten der lauten Silvesternacht
Für Tiere bedeutet der Jahreswechsel Stress. Bei Verletzungen durch Knallkörper heißt es für Erstversorger, richtig zu reagieren.
Mit Knallerei ins neue Jahr starten: Was für die einen Spaß bedeutet, ist für andere eine große Belastung. Vor allem Tiere leiden unter dem Lärm, der beim Abschießen von Feuerwerken und Böllern erzeugt wird, oft trauen sich die verschreckten Wesen erst nach Stunden wieder aus ihren Verstecken. „Für unsere Haustiere ist der Krach wirklich schlimm, einfach weil sie viel, viel besser hören können als wir“, sagt Tierärztin und Vizepräsidentin der Österreichischen Tierärztekammer Steiermark, Hemma Schichl-Pedit.
Um den Vierbeinern die Nacht ein wenig zu erleichtern, solle man sie am besten nicht ins Freie lassen, zumindest nicht unangeleint. „Schon an den Tagen und Stunden davor ist es wichtig, dass Hunde immer angeleint sind, wenn man draußen unterwegs ist, da die Leute meist schon vor Mitternacht schießen. Wenn sich die Tiere erschrecken und fortlaufen, trauen sie sich in ihrer Angst nicht mehr heim.“Ruhige, dunkle Räume würden die Situation erleichtern, am besten fern von Fenstern, die mehr Geräusche durchdringen lassen.
Bereits Wochen vor dem Silvestertag kommen besorgte Tierbesitzer in die Tierarztpraxen, um beruhigende Mittel zu besorgen. „Die Leute wissen ja, dass ihre Tiere Angst haben, wir verschreiben dann pflanzliche Mittel, wenn es gar nicht anders geht, auch stärkeres.“Dies wäre nicht notwendig, würde nicht so viel geschossen werden, sagt Schichl-Predit.
Wildtiere fliehen häufig vor der vermeintlichen Gefahr aus ihren Revieren und verletzen sich auf der Flucht mitunter sogar. Auch auf die Umwelt haben Feuerwerke beträchtliche Auswirkungen: Sie belasten die Luft, die eingeatmet wird, mit Feinstaub und die enthaltenen Chemikalien verunreinigen Böden und Gewässer. Daher appellieren Tierschutzreferent Anton Lang und Umweltlandesrätin Ursula Lackner (beide SPÖ) gemeinsam, das neue Jahr ohne Raketen und Böller zu begrüßen: „Tun Sie der Natur und der Tierwelt etwas Gutes und verzichten Sie auf das Abschießen von Feuerwerken.“Jedes Jahr verursachen die Silvester-Knallkörper österreichweit rund 1000 Tonnen Abfall.
Nicht nur für Tiere bedeutet der Jahreswechsel Stress pur, auch beim Roten Kreuz stellt man sich jedes Jahr auf Unfälle ein. Denn unsachgemäße Verwendung von Feuerwerken können schwere Verletzungen zur Folge haben. Um sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte selbst helfen zu können, gibt das Rote Kreuz Tipps für die Erstversorgung. Sollte es zu einem Unfall kommen, sind zunächst Ersthelfer aus dem Umfeld der Betroffenen gefragt. Laut Dominik
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Auf Eis legen sollte man abgetrennte Körperteile nicht.
Dominik Eicher Rotes Kreuz “
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Tun Sie Tieren etwas Gutes, verzichten Sie auf Feuerwerke.
Anton Lang Tierschutzreferent “
Eicher vom Roten Kreuz kommen Handverletzungen, abgetrennte Finger, Verbrennungen sowie Verletzungen der Augen und Knalltrauma besonders häufig vor. Vor allem bei Handverletzungen und abgetrennten Fingern ist schnelles Handeln gefragt. Sowohl die Wunde als auch der abgetrennte Körperteil sollten mit einer keimfreien Wundauflage abgedeckt werden. „Auf Eis legen sollte man abgetrennte Körperteile nicht, da ansonsten Nässe dazukommt und es zu einem Gefrierbrand kommen kann. Trocken und keimfrei lagern ist optimal“, erklärt Eicher.
Ähnliches gilt bei Augenverletzungen. Fremdkörper, die im Auge stecken, dürfen keinesfalls herausgezogen werden. Im besten Fall wird das Auge mit einer keimfreien Wundauflage abgedeckt. Bei Verätzungen sollte das Auge mit Wasser ausgespült werden, allerdings ohne das andere Auge zu kontaminieren. Bei Augen- als auch bei Handverletzungen gilt zudem: Umgehend die Rettungskräfte alarmieren!
Indizien für ein Knalltrauma sind plötzlich auftretendes schlechtes Hören, oder auch ein kompletter Hörverlust sowie Schmerzen im Ohr. „Betroffene Personen sollten so schnell wie möglich in eine ruhige Umgebung gebracht und einem Arzt vorgestellt werden, da es im schlimmsten Fall zu einem dauerhaften Hörverlust kommen kann“, rät Eicher.